Da ließ Rapunzel die Haarflechten herab, und die Zauberin stieg zu
ihr hinauf. "Ist das die Leiter, auf welcher man hinaufkommt, so will
ich
auch einmal mein Glück versuchen." Und den folgenden Tag, als es
anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turme und rief:
"Rapunzel, Rapunzel,
Laß mir dein Haar herunter!"
Alsbald fielen die Haare herab, und der Königssohn stieg hinauf.
Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig, als ein Mann zu ihr hereinkam, wie
ihre Augen noch nie einen erblickt hatten. Doch der Königssohn fing
an, ganz freundlich mit ihr zu reden, und erzählte ihr, daß
von ihrem Gesang sein Herz so sehr sei bewegt worden, daß es ihm
keine Ruhe gelassen und er sie selbst habe sehen müssen. Da verlor
Rapunzel ihre Angst, und als er sie fragte, ob sie ihn zum Manne nehmen
wollte, und sie sah, daß er jung und schön war, so dachte sie:
Der wird mich lieber haben als die alte Frau Gotel, und sagte "Ja", und
legte ihre Hand in seine Hand.
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