|
Buy the English version of this book (text not guaranteed to be the same).
For a complete list of recommended Fairy Tale Books, please see our bookstore.
A new collection of Disney Books is also now available.
|
This story is available in the following languages
[
English
-
French
-
German
]
Activities: Cinderella
Aschenputtel
de Brüder Grimm
Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank,
und als sie fühlte, daß ihr Ende herankam, rief sie ihr
einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach "liebes Kind,
bleibe fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich
will vom Himmel auf dich herabblicken, und will um dich sein."
Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden
Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte, und blieb fromm und gut.
Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tüchlein auf
das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen
hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön
und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen.
Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an.
"Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen", sprachen sie, "wer
Brot essen will, muß es verdienen: hinaus mit der
Küchenmagd."
Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen
alten Kittel an, und gaben ihm hölzerne Schuhe.
"Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist", riefen sie,
lachten und führten es in die Küche.
Da mußte es von Morgen bis Abend schwere Arbeit tun, früh vor
Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen.
Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid an,
verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die
Asche, so daß es sitzen und sie wieder auslesen mußte.
Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett,
sondern mußte sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es
darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Es trug sich zu, daß der Vater einmal in die Messe
ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen
mitbringen sollte.
"Schöne Kleider" sagte die eine, "Perlen und Edelsteine" die
zweite.
"Aber du, Aschenputtel" sprach er, "was willst du haben?"
"Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut
stößt, das brecht für mich ab."
Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider,
Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen
grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm
den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit. Als er nach Haus
kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten,
und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel
dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf, und
weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es
begossen. Es wuchs aber, und ward ein schöner Baum. Aschenputtel
ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein
weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch
aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es sich gewünscht
hatte.
Es begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei
Tage dauern sollte, und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande
eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte.
Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, daß sie auch dabei
erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen
"Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die
Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs
Schloß."
Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz
mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie möchte es ihm
erlauben.
"Du Aschenputtel" sprach sie, "bist voll Staub und Schmutz, und willst
zur Hochzeit? du hast keine Kleider und Schuhe, und willst tanzen". Als
es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich "da habe ich dir eine
Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in
zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen."
Das Mädchen ging durch die Hintertür nach dem Garten und rief
"ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein
unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,
die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen."
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein,
und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und
schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und
ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit
den Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die
übrigen auch an pick, pick, pick, pick, und lasen alle guten
Körnlein in die Schüssel. Kaum war eine Stunde herum, so waren
sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus.
Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute
sich und glaubte, es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen.
Aber sie sprach "nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider, und kannst
nicht tanzen, du wirst nur ausgelacht." Als es nun weinte, sprach sie
"wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der
Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen" und dachte "das kann es
ja nimmermehr."
Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet
hatte, ging das Mädchen durch die Hintertür nach dem Garten und
rief "ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr
Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mit lesen,
die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen."
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und
danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und
schwärmten alle Vögel unter dem Himmel herein und ließen
sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren
Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die
übrigen auch an pick, pick, pick, pick, und lasen alle guten
Körner in die Schüsseln. Und ehe eine halbe Stunde herum war,
waren sie schon fertig, und flogen alle wieder hinaus.
Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute
sich und glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie
sprach "es hilft dir alles nichts, du kommst nicht mit, denn du hast
keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner
schämen." Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit
ihren zwei stolzen Töchtern fort.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab
unter den Haselbaum und rief
"Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich."
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide
und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und
ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es
nicht und meinten, es müsse eine fremde Königstochter sein, so
schön sah es in dem goldenen Kleide aus. An Aschenputtel dachten sie
gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte
die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es
bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch sonst mit niemand tanzen,
also daß er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein anderer
kam, es aufzufordern, sprach er "das ist meine Tänzerin."
Es tanzte, bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen. Der
Königssohn aber sprach "ich gehe mit und begleite dich" denn er
wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie
entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der
Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde
Mädchen wär in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte
"sollte es Aschenputtel sein?" und sie mußten ihm Axt und Hacken
bringen, damit er das Taubenhaus entzweischlagen konnte, aber es war
niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen
schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes
Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war
geschwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen, und war zu dem
Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen Kleider
abgezogen und aufs Grab gelegt und der Vogel hatte sie wieder
weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die
Küche zur Asche gesetzt.
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und
Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und
sprach
"Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich."
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am vorigen Tag.
Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte
jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte
gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein
mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er "das ist
meine Tänzerin." Als es nun Abend war, wollte es fort und der
Königssohn ging ihm nach und wollte sehen, in welches Haus es ging:
aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand
ein schöner großer Baum, an dem die herrlichsten Birnen
hingen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die
Äste, und der Königssohn wußte nicht, wo es hingekommen
war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach zu ihm "das fremde
Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube, es ist auf den Birnbaum
gesprungen." Der Vater dachte "sollte es Aschenputtel sein?" ließ
sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und
als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie
sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum herabgesprungen,
hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider
wiedergebracht und sein graues Kittelchen angezogen.
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging
Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen
"Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich."
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und
glänzend, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren
ganz golden. Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wußten sie
alle nicht, was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn
tanzte ganz allein mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sprach er
"das ist meine Tänzerin."
Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn
wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, daß er
nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht,
und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es
hinabsprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben.
Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz
golden.
Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm"keine
andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser
goldene Schuh paßt." Da freuten sich die beiden Schwestern, denn
sie hatten schöne Füße. Die älteste ging mit dem
Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand
dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, und
der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und
sprach "hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so brauchst du nicht
mehr zu Fuß zu gehen." Das Mädchen hieb die Zehe ab,
zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den Schmerz und
ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs
Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mußten aber an dem Grabe vorbei,
da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und
riefen
"rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuck (Schuh):
Der Schuck ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim."
Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er
wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Hause und
sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester solle den
Schuh anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen
glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte
ihr die Mutter ein Messer und sprach "hau ein Stück von der Ferse
ab: wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu
gehen." Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab,
zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den Schmerz und
ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs
Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Haselbäumchen
vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen
"rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuck (Schuh):
Der Schuck ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim."
Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh
quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen
war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach
Haus. "Das ist auch nicht die rechte," sprach er, "habt ihr keine
andere Tochter?" "Nein" sagte der Mann, "nur von meiner verstorbenen
Frau ist
noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da: das kann unmöglich die
Braut sein." Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken, die
Mutter aber antwortete "ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf
sich nicht sehen lassen." Er wollte es aber durchaus haben, und
Aschenputtel mußte gerufen werden.
Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und
neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte.
Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren
Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. Und
als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht
sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt
hatte, und rief "das ist die rechte Braut." Die Stiefmutter und die
beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Arger: er aber nahm
Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem
Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen
Täubchen
"rucke di guck, rucke di guck
kein Blut im Schuck
Der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die führt er heim."
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten
sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links,
und blieben da sitzen.
Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten
werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und
teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche
gingen, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken
Seite: da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach, als
sie herausgingen, war die älteste zur linken und die jüngste
zur rechten: da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und
waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr
Lebtag bestraft.
|